Teures Mobilitätskonzept enttäuscht

Nur wenige umsetzbare Ideen vom „energielenker“

Im integrierten Klimaschutzkonzept der Gemeinde Wadersloh wurde die Erstellung eines generellen Mobilitätskonzepts beschlossen, welches die verschiedenen Teilbereiche wie Rad, Fuß, ÖPNV, Carsharing, alternative Mobilitätsformen und Mobilitätsstationen gesamtheitlich betrachten und aufeinander abstimmen soll.

Auf 115 Seiten ist inzwischen der Abschlussbericht zum Mobilitätskonzept niedergeschrieben. Verfasst wurde dieses Konzept im Auftrag der Gemeinde von der energielenker projekts GmbH. Das Ergebnis einer Bürgerbefragung zum Thema wurde eingearbeitet.

In einer gemeinsamen Sitzung des Umwelt- und des Bauausschusses stellte Niclas Töns bereits im Februar das Ergebnis vor. Hauptausschuss und Rat haben anschließend beschlossen, dass die Einzelprojekte des Konzepts im Lauf der Zeit in den politischen Gremien beraten werden und vorbehaltlich der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel umgesetzt werden.

Auf weiteren 75 Seiten wurde ein Maßnahmenkatalog erstellt...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es handelt sich um 25 Maßnahmen aus vier Handlungsfeldern:

(FR) Stärkung des Fuß- und Radverkehrs durch Schaffung attraktiver Infrastruktur

(AM) Offenheit für alternative Mobilitätsangebote und Schaffung eines Bewusstseins für alternative Mobilitätsoptionen

(S) Unterstützung von Carsharing-Initiativen und -Ideen in der Gemeinde

(ÖV) Weiterentwicklung des vorhandenen ÖPNV-Angebotes

Nicht zu vergessen die zusammenfassende Bewertung nach Kosten Umsetzbarkeit, Auswirkung, Umsetzungsdauer und abschließender Priorisierung der Maßnahmen (Querschnitt der vier Bewertungen).

Wenn man nun dieses Konzept durcharbeitet, muss man sich leider fragen, was ist denn neu, was wussten die Kommunalpolitiker nicht schon vorher, warum wurden dafür 50.000 Euro ausgegeben? Bekommt die Gemeinde eventuell später nur Zuschüsse für einzelne Projekte, wenn ein Planungsbüro die Anträge stellt und begründet? Das wäre ein fatales Signal, das die Politiker vor Ort nicht verdient hätten.

Leider muss man schon gleich zu Beginn des Maßnahmenkataloges erkennen, dass der Verfasser in seiner Einschätzung unserer Möglichkeiten an vielen Stellen fern aller Realität agiert. Für die Erstellung eines Radwegeverkehrskonzept fordert er als Verfasser ein Fachbüro, dessen Honorar er mit 50.000 bis 100.000 Euro ansetzt. Im zweiten Schritt wünscht er sich eine befristete halbe Stelle für einen Radverkehrsbeauftragten, Kosten 100.000 Euro!

Ratsmitglied Klaus Grothues merkte zu dem Kriterienkatalog an, dass der Verfasser es sich sehr einfach gemacht hat, wenn dieser z.B. meint, für den Bau von Fahrradwegen an Landstraßen müsste man nur Kontakt zu den Straßenbaulastträgern (Kreis WAF oder Land NRW) aufnehmen, dann könne es was werden.

Auch die Deklaration von „Fahrradstraßen“ ist nicht so einfach. Bei der Straße im Klostergarten in Liesborn, die eindeutig am häufigsten von Radfahrern befahren wird, war vor vier Jahren laut Verwaltung und Kreis nicht möglich, eine Fahrradstraße einzurichten.

Viele Vorschläge in dem Mobilitätskonzept sind absolut nicht neu, ja zum Teil bereits umgesetzt oder zumindest in Planung. Das Netzwerk Klima und Nachhaltigkeit (NKN), die Ratsmitglieder und die Verwaltung sind schon seit Jahren bemüht, die Mobilität umweltfreundlich und möglichst gefahrlos zu gestalten. Doch in Zeiten, wo der Gemeindehaushalt kaum auszugleichen ist, muss man jede noch so wünschenswerte Maßnahme gründlich überdenken.